Dienstag, Jänner 24, 2006

Ich habe eine Bar in meinem Kopf

Die Saliera ist wieder da! Ich bin wieder da! Was für ein Tag!

Dabei soll der 24. Jänner laut Rechenformel eines US-Psychologen der schlimmste Tag des Jahres sein.

[W+(D-d)] x T Q M x NA.

W...Wetter
D...Schulden
d...Monatsgehalt
T...Tage seit Weihnachten
Q...gescheiterte Vorsätze
M...Motivation
NA...Wunsch nach Neuem

...aber das Nachzurechnen überlasse ich den restlichen LeserInnen der fragwürdigen deutschen Frauenzeitschrift, die ich während meiner Heimfahrt durchgewälzt habe. Mit mir im Abteil übrigens ein junger Wiener, der mir stolz erzählte, dass Waris Dirie bei Ihnen zu Hause ein und ausgeht. Und zudem bei mir ums Eck wohnt. Hallo, Frau Nachbarin, sag ich da nur.

Das vergangene Wochenende war ganz nach meinem Geschmack.
Tres bien, sozusagen. Erstmal war es 4-tägig. Und dann auch noch in Paris.
I feel like a newborn, hör ich gerade Filter singen. Womit eigentlich auch schon alles gesagt wäre.

Franzosen sind vollkommen verrückte Menschen, und das ist gut so. Zumindest die, denen ich immer begegne. Man erinnere sich an das Abenteuer mit den schwulen Franzosen beim letzten Besuch in Berlin. Aber das ist eine andere Geschichte...

"Esst was ihr wollt, Parties ja, aber aufräumen, schaut euch unbedingt diesen Film an, ach ja, den auch und füttert die Katze!". Weg war er.
Der Kevin, mein Host in Montmartre.
Weg um das Wochenende in Marseille zu verbringen.

Huch. Das war aber fix. In der kleinen Wohnung in Montmartre. Wie ich feststellte, befanden sich jedoch mehrere Menschen im Besitz des Türcodes. Kevins algerisch-französischer Freundeskreis kam mit Bier und Rauchwaren zum DVD schauen und schleppte mich am ersten Abend gleich in einen Soul-Funk-Schuppen. Wunderbare Menschen. Offen und kommunikativ und herzlich. Ich hoffe sehr, sie wiederzusehen.

Wunderbar gilt auch für Thomas, der mich durch Paris geguidet hat. Und zudem meinem nichtvorhandenen Französisch gewaltig auf die Sprünge half. Und mir einen Vorort gezeigt hat. Kein toller Ort zum Leben. Wirklich nicht. Da wunderts, dass nicht mehr Autos brennen.

Weiter ging es dann etwas 0815-touristischer. Sacre Coeur, Tour de Eiffel, Moulin Rouge, Jardin de Tuileries.

Natürlich auch Louvre, Centre Pompidou und Musée de Picasso um den Kunstdurst zu stillen (ich hab zum ersten Mal einen echten Basquiat gesehen!!!) und meine persönlichen Highlights: die Dates mit Jim Morrison, Heinrich Heine, den Kommunarden an der Mur des Fedérés. Nur Simone de Beauvoir hab ich verpasst. Ein Grund wiederzukommen.

Da fällt mir ein, eigentlich wollte ich am 21. Jänner am Place de la Concorde sein. Weil sich da die Enhauptung Louis XVI zum 213. Mal jährt. Aber stattdessen ausgeschlafen. Man kann schließlich net alles haben. ;)

Das Befremdlichste an Paris war in meinen Augen der Musikbegriff.
Samstag Nacht in einem angesagten Indie-Club, laut Vorankündigung "Britpopnight". Die sich dann bis auf ein paar eher zufälligen Killers und Arctic Monkeys Songs hauptsächlich auf unbekannte 80ies Schinken beschränkte. Vielleicht aber sogar lustiger, als Oasis all night long. Und ein Franzose sagt nicht, ich habe einen Kater, sondern, ich habe eine Bar in meinem Kopf. Hahaha. Wie bezeichnend!

Für musikalischen Hochgenuß sorgte dann die Linzer Band, die am Sonntag im Peniche Alternate (ein zum Konzertraum umfunktioniertes Boot auf der Seine) spielte: Estate! Zusammen mit Cold by Winter. Ja, schön wars. Heimelig. Pogen beim Dosenbier. :)

Meiner alten Kamera hats auch gut gefallen, sie durfte wieder mal raus zum Spielen. Allerdings bewußt beschränkt, ich hätte auch gut und gerne mein Monatseinkommen verknipsen können.

What´s left to say: Danke Paris, für das wieder saloonfähig machen von Nutella-Crêpes in Zeiten der Diäten, für Metroerlebnisse wo ich die beinah einzige Kaukasische im Waggon war, für die Momente, wo die Kommunikation mit Händen und Füßen und Mimik und Lauten erfolgreicher war, als über Sprache.

Der Kopf ist wieder mal durchgepustet und etwas befreiter von der Engsichtigkeit und Perspektivenlosigkeit des Alltags. Leben ist und bleibt Begegnung.
Also, wohin nächsten Monat?

7 Kommentare:

Oles wirre Welt hat gesagt…

Wie wär's mit Münster? Da verirrt sich höchstens mal ein einziger langweiliger Song aus den Achtzigern inmitten einer wahren Indierockpopperlenkette. Die Sonne scheint, tausende Studenten machen das Leben der gemütlichen Stadt wueslig und lebendig. Keine Weltstadt, aber angeblich die lebenswerteste Stadt der Welt (zertifiziert). :)

°für°immer°sechzehn hat gesagt…

...gibts da ein sparschieneticket hin, hahaha ;)
danke für den tip! :))

Anonym hat gesagt…

ich will auch wieder mal weg : ( nach meiner australien/neuseelandreise hab ich mir vorgenommen, öfters irgendwohin zu fahren. aber bis auf krems ists noch nix geworden : (

Anonym hat gesagt…

Hi Eva

Fahr nach Marseille oder Krakau. gruss, Caspar

Anonym hat gesagt…

klingt ja ausgesprochen nett, hui.
grüsschen

°für°immer°sechzehn hat gesagt…

mmmh...marseille...hafenstadt...dafür hab ich sowieso eine schwäche...aber krakau...das klingt verdammt gut...!!

*schonrecherchiere...

samoafex hat gesagt…

:) Schöner Reisebericht. Und auch tolle Übersetzung von "ich hab' einen Kater" ;)

Und es freut mich mehr, dass du wieder da bist - die Saliera war jetzt noch nie so mein Highlight ;)

Prag soll auch schön sein - und es ist gleich ums Eck! Oder Budapest?