Donnerstag, September 21, 2006

This is legwork, baby!

Carola legt das Tempo vor, wir keuchen hinterher...hab ich doch tatsächlich den Sport wiederentdeckt.

Das schnike angerostete Mädchenrad in weiß-rosa - meine treue Begleiterin durch die gefährlichen Straßen von Vienna City.

Zugegebenermaßen - das Gefährlichste auf Wien´s Straßen sind lichtlose RadfahrerInnen bei Nacht, *räusper-hüstel*.

Jedesmal wenn ich an der Börse vorbeifahre, also mindestens 2x täglich, hoffe ich, dass ich einen Makler erwische. So unvorsichtig und gedankenverloren sie den Fahrradstreifen zwar betreten, so schnell können Sie dann doch auch erschrocken zur Seite springen, sobald ich mit meiner weiß-rosa Kanone anrausche.

Und das trotz der optimalen Gelingensbedingungen! Ausreichend Schwung durch Runterrollen des Ringes von der Uni weg, schadhafte Bremsen, Anzugträger in Hülle und Fülle.

Doch ich bin nicht umsonst in den Wäldern Westösterreichs groß geworden - zu meinem radtechnischen Geschick paart sich eine wissende Geduld...

Weitere Personen, für die ich nicht bremsen würde:

H.C. Strache
Nun gut, eine extra Aufzählung erübrigt sich im Grunde, ist er doch als Anzugträger bestens als Freiweild markiert. Für seinen Ausflug in die Welten des deutschen Sprechgesangs wäre es mir allerdings auch nicht zuviel den Ring nochmal raufzuradeln um ein weiteres Mal rüberzurolpern.

WU-Studenten, die mir Geld schulden. Auch diese zählen wir grundsätzlich zur Gattung der Anzugträger, das gängige Studenten-H&M-Alternativ-Federkleid lässt so manchen gut getarnt entwischen. (An dieser Stelle schönen Gruß an Birgit, du darfst dich als Ausnahme sehen!)

Es gibt auch durchaus Personen, für die ich bremsen würde:

ALLE ANDEREN!

Inklusive der Spezial-Anzugträger-Form: Frischverheiratet. Das würde ja Unglück bringen, oder?

Donnerstag, September 14, 2006

Du schluckst.

Du kommst heim von der Uni.
Tasche auf den Boden.
Hofer-Brot auf den Tisch.
Nur der Fernseher beobachtet dich. Dein verkaterter Mitbewohner hat wohl vorher Gesellschaft gebraucht.

Du setzt dich.
Fragst dich, ob der Zeitpunkt kommen wird, an dem dir Hofer Brot zum Hals raushängt.
Du hoffst der Zeitpunkt ist nicht vor der nächsten Gehaltsüberweisung.

Du zappst ins nächste Programm.
Weil die Arte Naturdoku nicht die gewünschte entspannte Atmosphäre ins Zimmer zaubert. Hofer-Brot schluckt sich schwer, wenn der Stammesvater gerade seine Schwester umbringt. Hängen bleibst du dann trotzdem auf Okto, denn die stumpfsinnigen Talkshows machen dich ganz nervös und immerhin ist Herbst und du sollst und darfst und musst ja wieder denken. Und nicht sonnen.

Es läuft utv.
4 Frauen exklusive Moderatorin diskutieren den Begriff Feminismus.
Wer´s braucht, wer´s will, wer´s hat und wer´s fürchtet.
Du fürchtest dich kurz.

Die guten Erfahrungen mit Feminismus, die haben andere Frauen gemacht. Damals anno Summer of Love. Die Menschen, die mit Dir über Feminismus geredet haben, bei politischen Seminaren und am Frauentag, haben gegen deinen Willen eine Frauenquote eingeführt und sind dann auch noch wütend geworden, wenn du deswegen nicht wirklich mutiger warst zu reden. Wenn du nicht plötzlich aufgrund dieser formalen Maßnahme in Worte fassen konntest was du eigentlich sagen wolltest.
Aber gefreut haben Sie sich dann trotzdem, denn immerhin hatten sie es ab da auf dem Papier: Männer und Frauen haben gleichoft geredet!
(Aber wurden wir trotzdem gehört?)

Du kaust. Du schluckst.
Du verfolgst die Straßenumfrage, die utv auf der Mahü gemacht hat.
Thema: "Was denkst du über Feminismus?"

Du lauschst den Aussagen. Du findest, dass du sie alle schon mal irgendwo gehört hast. Laut lachst du, als die adrett gekleidete Frau um die fünfzig meint: " Gut find ich das! Das haben sich die Frauen damals hart ERKAUFT, da müssen wir drauf schaun!".

Du fragst dich, wie die Frauen den Feminismus abbezahlt haben und was das Zahlungsmittel war und überhaupt, wer hat den Feminismus angeboten und wie lange ist da Garantie drauf?

Nachdenklich hörst du eine Diskussionsteilnehmerin sagen, dass mensch sich nicht auf dem Feminismus ausruhen könne. Dass momentan alles in Richtung zurück an den Herd gehe.

Du stimmst zu. Und du fragst dich, ob das Kapital einen denn wirklich zurück an den Herd bringen will. Bis du denn nicht besser in Schach gehalten, wenn du unterbezahlt und hungernd, mit der Figur eines 14 jährigen Knabens, in Teilzeitjobs und Praktikas hängst, in der Hoffnung, endlich (an)-erkannt zu werden? Vom Traumprinz. Vom Vorgesetzten. Vom andren.

Das Hofer-Brot hat seinen Zweck erfüllt, satt lehnst du dich in den Stuhl zurück. Sie reden davon, dass Du deine Rechte verteidigen sollst. Du bist dir nicht sicher, was deine Rechte sind. Wenn du ganz ehrlich bist, bist du dir nicht mal sicher, was deine Wünsche sind, lässt du einmal sämtliche Empfehlungen deiner Familie, der Freunde deiner Familie, deiner Lehrer, deiner Nachbarn und deiner Friseurin außer Acht.

Du räumst das Hofer-Brot weg.
Für dich gibt es genau einen Feminismus, der sich nicht nach Floskel für dich anfühlt.
Er lautet: Finde heraus, was du dir von Herzen wünschst, von was du träumst und wer du bist. Suche nach deiner Wahrheit. Kurz: Begehre! Dann weißt du auch, auf was du schauen musst, was deine Rechte sind und was du verteidigen willst.

Und bei der nächsten politischen Diskussion hast du dann wirklich was zu sagen. Und weißt wie. Scheiß doch auf Quote.