Samstag, November 18, 2006

goldfische geigen nicht. nie wieder.

Donnerstag nacht. Erst ein bißchen auf ORF. Dann selbst so richtig rein. An meiner Seite - das männliche Viertel meiner getreuen Mitbewohnerschaft - El Stefano.

Welcher Teufel uns auch immer geritten hat: wir sind ins U4.

Kleiner touristischer Einführungskurs zum Thema U4:

U4 ist zum einen eine U-Bahn-Linie, die Grüne um genau zu sein.
Zum anderen ein Club im 12. Bezirk. Einer mit Geschichte. Von der ich selbst eigentlich nur soviel weiß, dass der Falco ständig dort war, und Nirvana mal gespielt haben. Und dass der Conny der wohl legendärste Türsteher Wiens war. Wow, von einer Legende rausgeschmissen werden. Stell ich mir nicht wirklich angenehmer vor. Aber immerhin stilvoller.

Falco weilt leider ebenso wie Nirvana nicht mehr unter uns und selbst der Conny macht mittlerweile ganz andere Sachen. Bücher schreiben zum Beispiel. "20 Jahre U4". Jeder Rausschmeisser der meinen Blog liest sei an dieser Stelle gewarnt: Ich glaube nicht, dass es in dem Buch Do´s and Don´ts für den modernen Türsteher von heute gibt. Nicht dass ihr dann enttäuscht seid, gell Jungens!

Aber es geht hier jetzt nun wirklich nicht um meinen Bildungsauftrag für Sicherheitspersonal. Zurück in die Donnerstag Nacht, zu Stefan, dem U4 und mir.

Erst letzten März wurde das Lokal nach einer Komplett-Renovierung neu eröffnet und so notwendig Renovierungen auch sein mögen - ich war sehr gespannt wie viel Kult noch übrig sein würde.

Angekommen. Erst mal 7 Euro Eintritt gezahlt für nichts außer Musik aus der Konserve.
Enttäuschend. Das Ambiente: obwohl eher dunkel sehr clean. Neu renoviert. Einfach zu verwechseln mit jedem anderen Diskotempel á la Empire. Nur ein wenig kleiner. Enttäuschend - die zweite. Die BesucherInnen. Kennt ihr das Gefühl irgendwo hinzukommen und euch exotisch zu fühlen? Obwohl ihr genau wisst, ihr seid das Stinknormalste was rumrennt? Dieses Gefühl überkommt mich normalerweise nur in chartlastigen Diskotheken. Kein gutes Zeichen.

Laut Homepage ist "das U4 seit 26 Jahren modern - und das ist nicht selbstverständlich, eigentlich ist es die Ausnahme.".

Ich würde sagen - das ist nicht nur nicht selbstverständlich, eigentlich ist es völlig unwahrscheinlich.

Ich und mein Mitbewohner haben uns jedenfalls völlig überteuert gelangweilt. Nach einer Weile haben wir uns angeschaut und ich konnte es in Stefan´s Augen sehen: die Sehnsucht nach der dreckigen Atmosphäre im Flex.

Eine halbe Stunde später haben wir auch schon dort getanzt, Wieselburger getrunken und uns daheim gefühlt. Lustigerweise höre ich, während ich so hier sitze und schreibe, was mir ein netter junger Mann geschenkt hat, als wir ihm von unserem U4-Ausflug erzählt haben: den Live-Mitschnitt vom Nirvana Konzert im U4 aus dem Jahre 1989.

Hört sich gut an. Zwischen den Songs unzählige Fuck you!, Rock´n Roll!, Hoit´s Moal (Halt´s Maul auf Wienerisch, ich hätt so gern eine Tastatur mit zusätlichem phonetischen Alphabet!).

1989 bin ich 6 Jahre alt. Das U4 ist Kult. Cobain ist Rock´n Roll. Von beidem weiß ich nichts.
2006 bin ich 23 Jahre alt. Das U4 war Kult. Doherty ist Rock´n Roll. Und ich glaube von beidem ein bißchen zu wissen.

Alles fließt.

Bin ja gespannt wann der Tag kommt, an dem ich mich im Flex langweile!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

na gottsei dank stehst du mit deiner meinung ziemlich alleine ;)